Köln, 19. Mai 2022. Erfolg für den Artenschutz: Dem Kölner Zoo ist erstmals die Nachzucht des gefährdeten Grünen Marmorkrötchens (Scaphiophryne marmorata) gelungen. Diese Art wird offiziell als gefährdet gelistet. Die natürlichen Bestände sind abnehmend. Die kugeligen, hübsch grün-braun marmorierten Frösche kommen nur in einem ganz kleinen Verbreitungsgebiet Madagaskars vor. Sie gelten als endemisch für Ost-Zentralmadagaskar (Zahamena südlich bis Andasibe Region), wo sie Regenwälder, Sekundär- und Trockenwälder bewohnen.

Umso schöner war es, als die Tiere, die der Kölner Zoo im Oktober 2021 als Nachzuchten aus dem Zoo Plzen, Tschechien, erhalten hatte, kurz nach Ankunft in Köln gleich für Nachwuchs sorgten. Dass dies so schnell ging, ist nicht selbstverständlich und sicherlich den guten Haltungsbedingungen im Amphibienraum hinter den Kulissen des Kölner Aquariums und der langjährigen Erfahrung des Kölner Amphibienpfleger-Teams zu verdanken.

Aus der Natur ist noch nichts über die Reproduktion dieser Art bekannt, wahrscheinlich handelt es ich um „Explosivlaicher“, d.h. um Amphibien, die sich bei starken Regenfällen an sich bildenden Gewässern einfinden und sich dort unmittelbar fortpflanzen. Die Experten des Kölner Zoos haben anscheinend die richtige Fortpflanzungstaktik gewählt: Nach dem Eintreffen aus dem Zoo Plzen wurden die Grünen Marmorkrötchen zunächst in ein Beregnungsbecken gesetzt, in dem die natürlichen Regenfälle zur Regenzeit nachgestellt werden. Das führte gleich nach wenigen Tagen zu Paarungen und nachfolgend zur Eiablage. Die Gelege wurden dann separat in Aquarien aufgezogen.

Zoos tragen massiv dazu bei, den Artenreichtum Madagaskars zu erhalten

Madagaskar ist die Heimat von 370 endemischen, d.h. nur dort vorkommenden Amphibienarten. Die Endemismusrate für die Amphibien dieser Insel liegt mit ca. 99 Prozent extrem hoch. 145 der Amphibienarten Madagaskars (also etwa 39 Prozent) werden laut der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als bedroht eingestuft.

Zu den Bedrohungen zählen die Lebensraumzerstörung, aber auch eingeschleppte Arten wie die Schwarznabenkröten, die den gefährlichen Amphibienchytridpilz nach Madagaskar eintragen.

Das gefährdete Marmorkrötchen wird laut Zoodatenbankanalysen weltweit in nur sieben Zoos gehalten, einer davon ist seit vergangenem Jahr auch der Kölner Zoo. Solch ein Erhaltungszuchtnetzwerk kann von immenser Bedeutung sein, sollten die Bestände im Freiland zu stark zurückgehen oder eine Art gar in der Natur völlig aussterben. Denn ist sie dann noch in Zoos bzw. wird dort auch vermehrt, können natürliche Bestände wieder aufgestockt oder eine Art wieder angesiedelt werden.

Einige der derzeit rund ein Zentimeter großen Marmorkrötchen-Nachzuchttiere sind derzeit in der Terrarien-Abteilung des Kölner Aquariums zu sehen. Viele der rund 40 hier derzeit aufgezogenen Grünen Marmorkrötchen sind bereits anderen Zoos im In- und Ausland versprochen, was gut ist, um das Erhaltungszuchtnetzwerk für diese bedrohte Art weiter auszubauen. Die Nachzucht der Marmorkrötchen ist damit ein weiteres erfolgreiches Beispiel für den „One Plan Approach“, der von der Weltnaturschutzunion unterstützt wird und darauf abzielt, zum Schutz bedrohter Tierarten verstärkt integrative Strategien zu entwickeln, die das Zusammenwirken von in situ- und ex situ-Maßnahmen und Expertengruppen fördern. D.h. idealer Artenschutz für akut bedrohte Arten mit nur kleinem Verbreitungsgebiet findet sowohl draußen in der Natur als auch durch Erhaltungszuchten in wissenschaftlich geführten Zoos statt.