Köln, 14. Oktober 2021. Mitten durch einen Tropenwald wandeln – und dabei frei sich bewegende Tiere Mittel- und Südamerikas aus nächster Nähe beobachten: Das geht seit Anfang Oktober im neu eröffneten „Arnulf-und-Elizabeth-Reichert“-Haus des Kölner Zoos. Zwei der Highlights der von den Besuchern sehr gut angenommenen Dschungelhalle sind die beiden Zweifinger-Faultiere „Jumi“ und „Perez“. Sie machen (nicht nur) in der Herbstferienzeit das, was alle Schüler lieben: einfach mal abhängen und kopfüber das Leben genießen!

Weibchen „Jumi“ stammt aus dem Tierpark Nordhorn. Sie lebt seit November 2020 in Köln und wurde zunächst im Quarantänebereich des Hippodom gehalten. „Jumi“ ist knapp über zwei Jahre alt und ein sehr aktives Faultier. Besucher können sie oft aus naher Distanz beim Klettern in den verschiedenen Bereichen des Hauses beobachten. „Jumi“ hat in dieser Zeit ihr Gewicht von knapp 4 auf 7,5 kg verdoppelt. Etwas zurückhaltender ist ihr junger männlicher Partner „Perez“, der aus dem Dierenpark Amersfoort in den Niederlanden stammt. Er ist erst seit Anfang Mai 2021 im Kölner Zoo und muss sich – faultiertypisch und normal – erst langsam vom biologischen Rhythmus des dortigen Nachttierhaus auf den Tagbetrieb im „Arnulf-und-Elizabeth-Reichert“-Haus umstellen. „Perez“ ist 20 Monate alt. Er verschläft den Tag meist in einer ruhigen und erhöhten Ecke des Hauses und wird dafür bei Nacht aktiv. Der Zoo hat bisher nur wenige Interaktionen zwischen „Jumi“ und „Perez“ beobachtet, was auch an den unterschiedlichen Biorhythmen liegt. Das sexuelle Interesse aneinander wird sich erst mit der Geschlechtsreife mit drei Jahren bei Weibchen und etwa 4,5 Jahren bei Männchen einstellen.

Langsame Akrobaten: Kletterkünstler „op jöck“

Beide Faultiere fressen eine Mischung aus frischem Laub, Salat und anderem Gemüse – meist roh, teils aber auch gekocht. Sie teilen sich ihr neues Zuhause im „Arnulf-und-Elizabeth-Reichert“-Haus mit einer Vielzahl von Tieren und Pflanzen. Den meisten Kontakt haben „Jumi“ und „Perez“ mit den dort gehaltenen Affenarten, die sie manchmal aus Neugierde berühren. Auf ihren Wanderschaften durch die Halle mit ihren komplexen Wegen aus Kunstlianen, Totholzbäumen und -ästen sowie Lebendbäumen biegen und brechen sie durch ihr Gewicht die Pflanzen zur Seite. Aufgrund der hohen Beweglichkeit kommen „Jumi“ und „Perez“ mit ihren langsamen, aber oft akrobatischen Kletterbewegungen in jeden Winkel des Hauses: so z.B. in die Affenbereiche, die Außengalerien hin zum Besucherweg und regelmäßig auch zum Boden unterhalb des Besucherstegs, wo sie ihren Kot absetzen.

Einfach mal anders: Laufend kopfüber und Scheitel am Bauch

Faultiere zeichnen sich durch ihre kopfunter im Baum hängende Lebensweise und ihre gemächliche Fortbewegung aus. Dies liegt unter anderem an der energiearmen Blattnahrung, der Hauptnahrung der Faultiere. Sie sind durch lange Gliedmaßen, die in gebogenen Krallen enden, an das Hängen im Baum angepasst. Zweifinger-Faultiere, zu der die in Köln gehaltenen Eigentlichen Zweifingerfaultiere (auch Unau genannt) sowie das Hoffmann-Zweifinger-Faultier zählen, haben an den Vordergliedmaßen zwei, an den Hinterfüßen drei Zehen. Ihr Fell ist am Bauch gescheitelt, damit das Wasser besser abfließen kann. Vor allem in der Regenzeit kann das Fell mit grünen Algen durchsetzt sein, wodurch das Tier besser im Geäst getarnt ist. Zweifingerfaultiere haben zwar ein großes Verbreitungsgebiet in Mittamerika bis zum nördlichen und zentralen Südamerika, doch verlieren sie durch Brandrodung zunehmend ihren Lebensraum.

Kernsaniertes Schmuckstück  

Die neue Heimat der Kölner Faultiere, das „Arnulf-und-Elizabeth-Reichert“-Haus hat der Zoo in den vergangenen 28 Monaten für rd. 12. Mio. Euro kernsaniert. Entstanden ist eine begehbare Dschungelerlebniswelt mit frei sich bewegenden Tieren Mittel- und Südamerikas. Für die Sanierung des historischen Hauses von 1899 setzte der Zoo Mittel der Stadt Köln, der Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sowie Eigenmittel ein.

Gekoppelt an Artenschutzprojekt im Ursprungsgebiet

Als Teil seines breiten Engagements für den Schutz der Biodiversität hat der Kölner Zoo die Sanierung an die Unterstützung eines Artenschutzprojekts im Ursprungsgebiet der Tiere, die im „Arnulf-und-Elizabeth-Reichert-Haus“ leben, geknüpft. Konkret arbeitet der Zoo mit dem International Tropical Conservation Fund zusammen. Gemeinsam erreichte man in den vergangenen Jahren u.a., dass im mittelamerikanischen Staat Belize ein mehr als 400 Quadratkilometer großes Schutzgebiet  aus unterschiedlichen, seltenen und wertvollen Waldtypen – von Trocken- bis Regenwäldern – geschaffen wurde. Gleichzeitig werden Umweltbildungs- und Ökotourismus-Maßnahmen gefördert, siehe auch www.koelnerzoo.de/artenschutz.

Hinweis: Derzeit noch eingeschränkte gleichzeitige Besucherzahl im „Arnulf-und-Elizabeth-Reichert-Haus“ durch Corona-Auflagen; kleinere Wartezeiten vor dem Haus müssen leider momentan noch eingeplant werden mit Bitte um Verständnis.

Alle Infos zum Gebäude, zu seiner Historie, seinen Tieren und Pflanzen auch unter: www.koelnerzoo.de/auerhaus/