Spende aus Erlösen des KlimaTages im Kölner Zoo wird für Artenschutz-bezogene Forschung und Erhaltungszucht eingesetzt

Köln, 11. Juli 2024. Die KVB unterstützt mit einer Spende in Höhe von 600 Euro die Artenschutzkampagne „Vietnamazing“ der Europäischen Vereinigung der Zoos und Aquarien (EAZA), in deren Organisationsteam auch die ExpertInnen des Kölner Zoos mit vietnamesischen Partnern mitmachen. Die Spendensumme wird für Artenschutz-bezogene Forschung und Erhalt-ungszucht gefährdeter Arten eingesetzt. Eine dieser Arten ist der Vietnamesische Krokodilmolch (Tylototriton vietnamensis). Dabei klingt die Spendensumme eher klein – aber mit 50 Euro kann bereits ein Student einen Tag in Vietnam arbeiten, für 100 Euro ein ausgebildeter Wissenschaftler. Mit 600 Euro kann also ein Wissenschaftler eine Woche lang in der Natur Vietnams Kartierungen vornehmen, Spuren gefährdeter Arten erfassen oder Zählungen durchführen – was eine essentielle Grundlage für erst aufzu-bauende oder weiterführende Schutzmaßnahmen ist.

Die Spendensumme stellt den Erlös dar, den die KVB aus dem KlimaTag im Kölner Zoo am 21. April dieses Jahres erzielt hat. Auf dieser Veranstaltung waren am KVB-Stand für fünf Euro der „Baubiber“ als Plüschtier und für drei Euro ein auf Wunsch gestaltetes Marzipan-Tier erhältlich. Nun konnte Marion Densborn, Projektleiterin der KVB, die Spendensumme an Ruth Dieckmann, Pädagogin des Kölner Zoos, und an Prof. Dr. Thomas Ziegler, Aquariumskurator und Koordinator der Artenschutz-projekte des Kölner Zoos in Vietnam, übergeben. Insgesamt nahmen über 20 Organisa-tionen am KlimaTag 2024 im Kölner Zoo teil.

Der Klimatag des Kölner Zoos zielt darauf ab, über Zusammenhänge unseres Alltags mit Mobilität, Ernährung, Konsum, Energienutzung etc. und dem weltweiten Klima-wandel zu informieren. Die Besucherinnen und Besucher sollen durch praktische Beispiele die Möglichkeit haben, Folgewirkungen aus unser aller Verhalten zu erkennen. Dabei wirkt sich die Klimaveränderung weltweit aus – das Leitmotiv „Lokal handeln, global denken“ hat nichts von seiner Aktualität verloren.

„Vietnamazing“ ist partnerschaftlicher Artenschutz Vietnams und Europas

Mit der Artenschutzkampagne „Vietnamazing“ ist das Ziel verbunden, Umweltbildung zu betreiben, auf die Biodiversitätsschätze Vietnams und deren Erhalt zu verweisen und Geld für verbesserten Artenschutz zu sammeln. Dafür werben neun Flaggschiff-arten, von der vom Aussterben bedrohten Riesenmagnolienschnecke bis hin zum ebenfalls auf der Roten Liste als vom Aussterben bedroht aufgeführten Nördlichen Weißwangengibbon.

Diese Flaggschiffarten werden im Rahmen der Kampagne auf ihren aktuellen Bedroh-ungsstatus hin untersucht und dann passende Artenschutzmaßnahmen eingeleitet, sowohl im Lebensraum als auch durch Erhaltungszucht in Menschenhand. Hierdurch können die natürlichen Populationen durch spätere Auswilderungen stabilisiert werden. Dafür werden sowohl in Vietnam als auch in Europa Nachzuchtprojekte aufgebaut bzw. bestehende ausgebaut. Über die Forschungsaktivitäten gelangen die Experten zu Erkenntnissen, wie die Schutzmechanismen noch besser greifen. Die Erhaltungs-zuchten tragen wesentlich mit zum Erhalt der Arten bei – denn ist eine Art ausgestorben, ist es zu spät. Befindet sich die Art in Erhaltungszucht, dann können Tiere wieder zurück in die Natur überführt werden. Und im Idealfall kann nach den erfolgten Schutzmaß-nahmen am Ende sogar der offizielle Bedrohungsstatus reduziert oder eine zuvor bedrohte Art gar gänzlich von der Roten Liste genommen werden.

Durch die Erderwärmung zum Beispiel kommt es lokal und regional zu häufigeren und stärkeren Niederschlägen. Der Vietnamesische Krokodilmolch etwa ist jedoch von seichten, stehenden Gewässern abhängig. Steigt zum Beispiel der Wasserspiegel zu stark an oder führen Starkregen zu einer zu kräftigen Strömung, können sich die Gelege nicht entwickeln. Sie werden fortgerissen und die nachfolgende Generation ist gefährdet. Auch in Europa emittierte Klimagase, wie etwa das Kohlendioxid, führen in Vietnam zur Veränderung des Klimas. Klimaveränderungen können auch zur Verschiebung des natürlichen Vorkommens bedrohter Arten führen, wenn die ursprünglichen Lebensräume sich z. B. zu stark erwärmen. Dann müssen die Tiere nordwärts oder bergauf wandern, sofern sie das können, sonst sterben sie lokal aus.

Die aktuelle Artenschutzkampagne wird federführend durch den Kölner und den Leipziger Zoo gemeinsam mit der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e. V.  geleitet. „Vietnamazing“ wird darüber hinaus durch die Zoos in Dortmund, Mulhouse und Beauval (die letzteren beiden in Frankreich) und Burgers‘ Zoo (Niederlande) gestaltet.

Gemeinsam fokussieren sich die Partner auf die neun Arten Nördlicher Weißwangen-gibbon, Vietnamfasan, Annam-Sumpfschildkröte, Vietnamesische Krokodilschwanzechse, Krokodilmolche, Moosfrösche, Prachtflossensauger, Vietnamesische Riesenmagno-lienschnecke und Nui Chua Stabheuschrecke. Diese neun Tierarten bzw. Tiergruppen spiegeln die Vielfalt der vietnamesischen Tierwelt von den Wirbellosen bis zu den Säugetieren wieder. Sie sind größtenteils nur in Vietnam und dort oft in winzigen Verbreitungsgebieten zu finden. Die in den europäischen Zoos generierten Spenden dienen den Schutzmaßnahmen für diese Arten.

Eine dieser Arten ist der bereits mehrfach genannte Vietnamesische Krokodilmolch. Dieser lebt im Tieflandregenwald in nur drei Provinzen im Nordosten Vietnams. Als sogenannter Mikroendmit – also nur an einer winzigen Stelle weltweit vorkommend, gehört er zu den am stärksten vom Aussterben bedrohten Tierarten. Um dem entgegen zu wirken, hat der Kölner Zoo schon vor Jahren mit einem Arterhaltungsprogramm für diese Art angefangen. Basierend auf vier von der Partnerstation Melinh in Nord-vietnam erhaltenen Larven konnte in Köln ein Zuchtpaar aufgezogen werden und konnten mittlerweile schon über 400 Nachkommen generiert werden. Dank des Kölner Einsatzes ist die Art mittlerweile auch offiziell geschützt, sowohl auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion als auch durch Listung auf dem Washingtoner Arten-schutzübereinkommen.

Mit 53 bis 75 Zentimetern Länge und einem Gewicht von nur 1,1 bis 2,8 Gramm und meist gedeckten Farben seines Äußeren ist er eher unscheinbar. Der Molch ernährt sich von Würmern, Schnecken, Krebstieren, Insekten und Spinnen – und wäre damit fast ein „natürlicher Freund“ vieler Kölner Gärtner. Von April bis Juli pflanzt sich der Vietnamesische Krokodilmolch fort und legt dabei fünf bis 85 Eier in sein Gelege.

Vietnam und Deutschland – ein Vergleich

Vietnam ist mit einer Fläche von 331.690 Quadratkilometern fast so groß wie Deutschland (93 % der Fläche Deutschlands) und mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von 1.650 Kilometern ungefähr doppelt so „lang“ (Luftlinienentfernung Flensburg – Garmisch Patenkirchen: 818,5 Kilometer). Mit rund 98,6 Millionen Einwohnern wohnen spürbar mehr Menschen in Vietnam, als in Deutschland mit 82,7 Millionen (Zensus Destatis 2024). Die landschaftsräumliche Vielfalt Deutschlands erstreckt sich vom Wattenmeer über die Norddeutsche Tiefebene über die Mittelgebirge bis zu den ersten Kämmen der Hochalpen. Vietnam ist mit Bergregenwäldern im Norden, Kalksteinformationen und tropischen Regenwäldern in Zentralvietnam bis hin zum Überschwemmungsgebiet des Mekongdeltas im Süden gesegnet. Dies bedeutet sehr unterschiedliche Lebensräume mit einer einzigartigen Tierwelt.

Was haben die Kölner Verkehrs-Betriebe damit zu tun?

Der Bezug zur KVB besteht auf zweierlei Weise: Zum einen bietet die KVB mit dem Öffentlichen Personennahverkehr eine Mobilitätsalternative an, mit der die Fahrgäste Klimaschutz im Alltag praktizieren können. Je Fahrgast-Kilometer stößt die KVB durch ihr gesamtes Unternehmenshandeln lediglich 21,12 Gramm Kohlendioxid (CO2) aus. CO2 ist eines der Gase, das hauptsächlich zur Erderwärmung beiträgt und somit den Klimawandel „antreibt“ und damit auch Veränderungen in Flora und Fauna bewirkt. Bei der Nutzung des Pkw mit einem Verbrauch von zum Beispiel sechs Litern auf 100 Kilometer wird je Kilometer bereits ein Vielfaches mehr emittiert.

Zum anderen besitzt bzw. nutzt die KVB auch umfangreiche Flächen, zum Beispiel mit Betriebshöfen, Werkstätten, Verwaltungseinrichtungen und für die Schienentrassen sowie an deren Umfeldern. Von den insgesamt 791.597 Quadratmetern in der Verantwortung der KVB sind 241.997 Quadratmeter naturnah gestaltet, weshalb sich hier eine mehr oder weniger artenreiche Pflanzen- und Tierwelt entwickeln kann. So wurde zum Beispiel auf dem neuen Betriebshof Porz ein 900 Quadratmeter großes Biotop für Mauereidechsen errichtet. Im Umfeld der Abstellanlage für Stadtbahnen in Weidenpesch wurden Gehölzstrukturen unter anderem mit traditionellen Obst-gehölzen entwickelt und werden aktuell Kobel für Gartenschläfer platziert. Auf meh-reren Betriebshöfen befinden sich Insektenhotels.

Die KVB wird regelmäßig im Rahmen des EMAS-Managementsystems revalidiert und konnte aktuell am 29. Juni 2024 ihre Umwelterklärung 2024 veröffentlichen. Hieraus entstammen auch die gutachterlich testierten Daten der beiden vorangegangenen Absätze (vgl. www.kvb.koeln/unternehmen/presse/publikationen/broschueren).